Zwölf-Stunden-Konzert bietet stilistische Vielfalt: Kirmes zum Mitmachen rund um Kirche
von Theresa Demski
Aus den offenen Türen der Evangelischen Stadtkirche suchen sich fröhliche Töne den Weg auf den Kirchhof und auf die Straße. Mal klingen sie nach Geigen, dann Gemshörnern, schließlich nach Dixie. Mal sind es viele Stimmen, die schöne Melodien auf die Reise schicken, dann Instrumente. Es vergeht am Samstag zwischen 11 und 23 Uhr kaum eine Minute, in der die Musik in der Stadtkirche verklingt. Zum dritten Mal lädt der Förderkreis „Wir für ekwk“ zum Zwölf-Stunden-Konzert am Kirmessamstag ein – und viele machen mit. „Es ist ein tolles Beispiel für das gute Miteinander der verschiedenen Musikgruppen in der Stadt“, sagt Stefanie Schüller vom Förderkreis. Nur dank der guten Zusammenarbeit könne das Programm so vielseitig ausfallen. Weltliche Musik trifft auf geistliche, flotte Rhythmen treffen auf getragene, Kinderstimmen auf die der Profis. „Alle musizieren mit Leidenschaft“, sagt Schüller.
Denn zum Auftakt und während des stattlichen Musikprogramms musizieren die Gastgeber selbst: Die Kantorei und der Chor „Jubilate Deo“ geben zur Andacht am Morgen gleich eine Kostprobe von der besonderen Akustik in der Stadtkirche und von Texten und Melodien mit Tiefgang. Pfarrerin Almut Conrad übernimmt den Rest, die Besucher lassen sich gut gelaunt einstimmen auf den Kirmestag. Auf einem roten Teppich, gesäumt von Noten, sind sie in die Kirche eingezogen. Wer sich wundert, warum nicht nur Kantor Andreas Pumpa, sondern auch viele der anderen Musiker in mittelalterlichen Gewänden unterwegs sind, der bekommt auf dem Kirchhof eine Antwort.
Dort bauen während der stürmischen Böen am Vormittag die Marktbeschicker ihre Stände auf. Weil es einigen doch etwas zu stürmisch im Schatten der Stadtkirche wird, ziehen sie kurzerhand ins Gemeindehaus um. Dort sitzen fleißige Damen an alten Spinnrädern, Meinhard Felbick entdeckt mit den Kindern die Kunst des Papierschöpfens. Wer sich für den heimischen Frühstückstisch selbstgemachte Köstlichkeiten wünscht, wird hier ebenfalls fündig. Unter freiem Himmel hat der Wollkreis aus dem Heisterbusch seine Zelte aufgeschlagen und verkauft zugunsten der Orgel warme Socken und allerlei andere Kunstwerke aus Wolle und Garn, es gibt Schmuck, Selbstgemachtes und Köstlichkeiten. Während sich die erwachsenen Besucher beim Waffenschmied umschauen, basteln die Kinder bunte Schilde und denken sich ihr eigenes Wappen aus. Jede Szene auf dem Kirchhof wird begleitet von den Melodien aus der Kirche. „Die Stadtkirche gehört wieder zum großen Volksfest“, sagt Stefanie Schüller fröhlich und erinnert an die Wiege der Kirmes. Damals hieß sie noch Kirchweih und wurde zu Ehren des damaligen Schutzpatrons St. Bartholomäus ausgerichtet, dessen Gedenktag der 24. August ist. „Und nun wollen wir genau an diesem Tag den Wermelskirchenern die Möglichkeit geben, bei der Kirmes auch mitzumachen“, sagt sie. Diese Gelegenheit nehmen viele wahr – der Family-Chor aus Dhünn ebenso wie die Schola Gregoriana, Bella Melodica David Hecker mit der Bratsche, die Brasshoppers Bigband, Chorason aus Tente, die Dixiland Band, Dhünnsch Brass und Voices. Während die Veranstalter zufrieden Bilanz ziehen, schlagen die Glocken.