Konzert in der Stadtkirche Wermelskirchen : Musikalische Auszeit von der Pandemie
Quelle: Rheinische Post
Von Flora Treiber am 16.01.2022
Augen schließen, träumen und schweben – dazu hat das Kammerkonzert „Musik Alter Meister“ in der Stadtkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Wermelskirchen eingeladen. Am Samstagnachmittag kamen viele Besucher in die Kirche, um in den Glanz der Lichter, die an das vergangene Weihnachtsfest erinnern und die Schönheit der Musik einzutauchen. Mit Barockmusik aus Italien und Deutschland meldete sich die Konzertreihe der Stadtkirche nach einer langen Pause zurück. „Corona hat uns eine lange Pause beschert, aber heute kann die ‚Musik Alter Meister‘ endlich wieder stattfinden“, begrüßte Presbyterin Stefanie Schüller das Publikum.
Dass das musikalische Zeichen für eine Pause, in Form einer nach unten offenen Parabel mit einem Punkt darunter, früher auch „Corona“ genannt wurde, verriet die Presbyterin in ihrer kurzen Ansprache. Das Ruhezeichen der Notenschrift, das hauptsächlich als „Fermate“ bekannt ist, wurde zu dem Symbol des Konzerts. Das Zeichen gibt Musikern die Möglichkeit inne zu halten oder zu improvisieren. Auch die Corona-Pandemie hat Pausen ermöglicht sowie erzwungen.
Eine Pause von negativen Nachrichten war das Kammerkonzert am Samstag allemal, denn mit der ersten Note einer „Ciaconna“ in C-Dur aus dem 17. Jahrhundert begannen Stunden der Freude und Zuversicht. Die Musik tanzte durch die Kirche und mit ihr die Gedanken aller Zuhörer. Daniel Rothert an der Block- und Traversflöte überzeugte das Publikum auf Anhieb mit seinem feinfühligen Spiel. Der Musiker, der seine Blockflötenausbildung in Dänemark absolvierte und seine Ausbildung mit einem Studium für historische Interpretationspraxis und dem Hauptfach Traversflöte bei Karl Kaiser an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt abschloss, versteht das Instrument, das oft unterschätzt wird. 2002 erhielt Daniel Rothert den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für junge Künstlerinnen und Künstler.
Geleitet wurde das Konzert von Professor Harald Hoeren. Er leitet seit 1984 eine Klasse für historische Tasteninstrumente an der Musikhochschule in Frankfurt am Main, wo er 1999 zum Professor ernannt wurde, und spielte in der Stadtkirche in Wermelskirchen das Cembalo. Die Musik aus dem 18. Jahrhundert wurde außerdem von den Musikern Annette Wehnert und Stephan Sänger an der Violine, Gabrielle Kancachian an der Viola, Imola Gombos am Violoncello und der Viola da gamba sowie Timo Hoppe am Kontrabass interpretiert.
Nach dem Auftakt mit dem spanischen Tanz, folgte ein Konzert für die Traversflöte und das Orchester in der Tonart G-Dur von Giovanni Battista Pergolesi in drei Sätzen. Das historische Streichinstrument „Viola de gamba“ stand bei dem Werk von Georg Philipp Telemann im Fokus und das Cembalo bei der Interpretation von Johann Sebastian Bachs wohl berühmtesten Cembalokonzert in d-Moll. Nach den Sätzen in „Allegro“, „Adagio“ und einem weiteren lebhaften und kraftvollen „Allegro“ ging das Kammerkonzert mit „Der Winter“ von Vivaldi und einem weiteren Werk von Telemann weiter.
Die „Musik Alter Meister“ war vom ersten bis zum letzten Ton eine Ode an die Kammermusik, an die Barockmusik und eine lang ersehnte Pause von dem Alltag, der am Samstag vor den Mauern der Kirche warten musste. Das Publikum bedankte sich bei den Musikern mit viel Applaus für diesen musikalischen Nachmittag und die Live-Musik auf hohem Niveau.