Bachs Juwel für die Stadtkirchen-Orgel präsentiert
Drei Männer, drei Streichinstrumente und eine ganze Kirche voll Musik: Albert Rundel (Violine), Valentin Alexandru (Viola) und Martin Burkhardt (Violoncello), zusammen das „Neue Rheinische Streichtrio“, präsentierten in der evangelischen Stadtkirche eine Bearbeitung der „Aria mit verschiedenen Veränderungen“, BWV 988, genannt Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach. Die Einnahmen waren für das Fundraising zugunsten des Orgelumbaus der Stadtkirche bestimmt.
Populär wurden diese Variationen durch eine – vermutlich erfundene – Anekdote: Weil sein Dienstherr Graf Keyserlingk nachts nicht schlafen konnte, schrieb Bach für dessen Cembalisten Johann Gottlieb Goldberg Stücke, um ihm die schlaflosen Nächte zu vertreiben. 1984 bearbeitete der russische Violinist und Dirigent Dimitry Sitkovetsky die Stücke für Streichtrio.
Die Kurzweiligkeit sei Bach bei den 30 verschiedenen Variationen besonders wichtig gewesen, so erläuterte Violinist Rundel dem Publikum. Unter Musikkennern gelten die Variationen als Juwel der Musikgeschichte, in dem Bach seine ganze Kompositionskunst zeigte. Dabei hat jedes der 30 Stücke einen ganz eigenen Charakter, eröffnet dem Zuhörer und auch dem Musiker einen ganz eigenen kleinen Mikrokosmos. Von den Ausführenden verlangt dies höchste Konzentrationsfähigkeit, Wachheit und Aufmerksamkeit.
Die drei Kölner Musiker bewältigten diese Anforderungen ebenso bravourös wie die musikalischen. Das hochkarätige Trio begeisterte durch sein perfekt abgestimmtes Zusammenspiel, sparsam eingesetzte, aber differenzierte Dynamik, bewegte sich stilsicher und zumeist hochsauber. Albert Rundel dominierte das Ensemble durchgehend mit plastischer Akzentuierung und entschiedenen Tempi, im Klang brillant und leicht metallisch, und setzte sein ganzes virtuoses Können ein. Valentin Alexandru an der Viola fügte sich perfekt ein, überzeugte etwa durch seine weichen und fein ziselierten Koloraturen und gefiel auch in den tiefen und sonoren Lagen seines Instruments. Martin Burkhardt am Cello bildete das solide Fundament, konnte besonders an technisch anspruchsvollen Stellen selbstbewusst hervortreten. Die herausragende musikalische Leistung belohnte das begeisterte Publikum mit stehenden Ovationen.
Im Anschluss hatte das Fundraising-Team für den Orgelumbau noch zu einem Umtrunk ins Gemeindehaus geladen, zu „Getränken, die wahrscheinlich schon Bach selbst genossen hat“, wie Kantor Andreas Pumpa stolz verkündete. Presbyterin Stefanie Schüller erklärte: „Ich habe das recherchiert, es wäre tatsächlich möglich, dass Bach schon Köstritzer Schwarzbier getrunken hat, denn die Brauerei gibt es dokumentiert seit 1543 und liegt nicht weit entfernt von einigen seiner Wirkungsstätten!“ Die meisten Besucher nutzten die Möglichkeit, nach dem beeindruckenden Konzert mit den Musikern ins Gespräch zu kommen. „Es geht auch darum, neue Freunde für unsere Orgel zu gewinnen“, erklärte Meinhard Felbick vom Fundraising-Team.
Derzeit beläuft sich der Spendenstand auf 34.650 Euro, insgesamt müssen für den Orgelumbau in der Stadtkirche etwa 185.000 Euro aufgebracht werden.
Termine Die nächsten Konzerte in der Stadtkirche: Karfreitag, 30.03.2018, 16 Uhr, Chor- und Orchesterkonzert mit „Stabat Mater“ von Antonin Dvorak, Sonntag, 29.04.2018, 15 Uhr, „Kantate! Singet!“ mit diversen musikalischen Gruppen der Gemeinde.